Montag, 15. April 2013

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Lenin schreiben wir den Satz zu, gesagt hat er ihn vielleicht. Auch wenn Lenin so gar nicht zu dem passt, was ich mir und wohl die meisten sich unter Demokratie vorstelle, so hat er, wenn er es denn so gesagt hat, absolut recht.

Wir brauchen mehr Kontrolle in diesem unserem Land!!!

"Was? Noch mehr? Werden wir Bürger nicht genug kontrolliert?" werden sich einige jetzt fragen.

Doch, werden wir. Also genug kontrolliert. Wir werden kontrolliert von morgens bis abends. Der Staat kontrolliert am Morgen, ob wir eventuell noch Restalkohol haben, ob wir anständig fahren, ob wir ordentlich parken, ob wir uns an einer roten Ampel als Fussgänger an die Regeln halten etc., etc. ...

Wir haben genug Kontrolle in diesem unserem Land???

Wir lesen alle paar Tage von einem Hygiene-Skandal, einem Fleisch-Skandal, einem Finanz-Skandal, einem Skandal-Skandal. Ständig wird irgend ein Skandal aufgedeckt, also muss es offensichtlich genug Kontrollen geben in diesem unserem Land.

Gewissenlose Individuen und Gruppen scheren sich einen Dreck um Vorschriften, weil sie und ihre Aktionäre ohne Moral ihr Geld vermehren wollen, koste es was es wolle. Vertrauen, Gesundheit, Leben, fremdes Geld.

Diese Individuen und Gruppen werden also offensichtlich so oft kontrolliert, dass man meinen könnte, es sei im Grossen und Ganzen alles in Ordnung. Ist es aber nicht.

Kontrollverlust = Vertrauensverlust

Wenn ich als Verbraucher Monate später erst erfahre, dass der Grossbäckerei-Betrieb Scheisse und Gift zu Lebensmitteln verarbeitet hat, hilft mir das als Verbraucher gar nix. Der Ekel ist da, die Gefährdung längst passiert, die Kohle weg und der Anspruch auf Entschädigung ebenso. Was mach ich in der Zwischenzeit? Ich kaufe weiter Lebensmittel ein in der Hoffnung, bei genau diesen hat der Hersteller nicht nur die Gesetze befolgt, sondern auch moralisch einwandfrei gearbeitet. Gute Lebensmittel für gutes Geld (mein Geld) herzustellen.

Wenn ich als Bankkunde erfahre, dass durch gewissenlose Finanzpolitik meine Bank mein Erspartes nicht mehr hat, hilft mir das gar nix. Der Zorn ist da, die Kohle längst weg, die Boni an die Manager längst ausbezahlt und der Anspruch auf Entschädigung im günstigsten Fall in ein paar Jahren verhandelbar. Was mach ich in der Zwischenzeit? Ich tätige weiter Bankgeschäfte in der Hoffnung, dass meine Bank da schon alles tun wird, um solvent zu bleiben.

Wenn ich als Bürger erfahre, dass all das, was uns die Politik versprochen hat, bevor ich mein Kreuz an der (richtigen?) Stelle gesetzt habe, nicht mehr umgesetzt wird, weil man als Politik auf globale Situationen reagieren müsse, dann hilft mir das als Bürger gar nix. Die Wut ist da, der Politiker suhlt im Diäten-Trog, meine Stimme ist weg und meine Rechte auch. Ich werde noch mehr kontrolliert und gegängelt, und auf die Versprechen vor der nächsten Wahl fall ich auch wieder rein.

Die Kontrolle über so vieles hab ich bereits verloren, mein Vertrauen in das System geht gerade flöten. Sie wollen mich noch mehr kontrollieren. Sie wollen alle Daten, die sie von mir bekommen können, sammeln, zusammenführen, analysieren und dadurch mich gläsern und vorhersagbar machen. Sie wollen, dass ich ihnen gegenüber jederzeit auskunftspflichtig werde, was ich wann wo wie gesagt, getan, gedacht haben könnte, um

Meine Passwörter! Die hat nicht mal meine Partnerin. Die hat nicht mal Zugriff auf meinen Rechner, mein Handy, meine Daten. Genauso wenig wie ich auf Ihre. Das hat nichts mit "Kein Vertrauen" zu tun oder "Wer nichts zu verbergen hat, hat nichts zu befürchten." Es hat etwas damit zu tun, dass jeder das Recht auf Privatsphäre hat, sogar gegenüber dem Partner.

Eine SMS mit dem Inhalt: "Dein Ring ist heute angekommen. Wie willst Du es machen?" von einer befreundeten Juwelierin, die aber nur mit ihrem Namen in meinem Adressbuch steht, kann bei falscher Auslegung durchaus für Irritationen in der Beziehung sorgen. Dass die Juwelierin nur wissen wollte, wie wir das mit der Gravur und der Übergabe klären, ist eine Erklärung, die nicht jede Partnerin akzeptiert.

Und den Staat geht es schlicht und ergreifend nichts an, mit wem ich wann wie lange kommuniziere. Eine Nachricht per SMS oder Mail oder Anruf mit dem Inhalt: "Die Bombe kann gezündet werden." liest sich anders oder hört sich anders an, wenn man den Zusammenhang nicht kennt. Deswegen aber meinen Namen auf eine Liste mit Gefährdern zu setzen, halte ich nicht nur für übertrieben, sondern in der Fortsetzung für gefährlich. Was, wenn ein System wie die Bundesrepublik zusammenbricht. Und mit Zusammenbruch meine ich auch einen schleichenden, wie ich ihn gerade fühle. Mehr Kontrolle, mehr Überwachungsmassnahmen, mehr Zwang.

Solange es keinen Verdacht gegen mich gibt, gibt es keinen, und zwar überhaupt keinen Grund, mir zu misstrauen. Das müssen sich die von einem Teil (den Kreuzmachern) gewählten Volksvertreter klarmachen. Und zwar dringend. Anscheinend versagt das parlamentarische Kontrollsystem in der letzten Zeit mehr und mehr.

Mehr Kontrolle statt Vertrauen

Ich wünsche mir mehr Kontrolle des Staates. Mehr Kontrollen, ob Hersteller von Lebensmitteln sich an Gesetze halten. Mehr Kontrolle, ob die Gesetze zum Schutz und Wohl der Bürger sind. Mehr Kontrolle, ob Finanzprodukte moralisch vertretbar sind oder z.B. Hedgefonds verboten werden sollten.. Mehr Kontrolle, ob staatliche, oder auch kommunale Institutionen auch ihre Arbeit nicht nur nach Gesetz tun, sondern auch mehr Kontrolle, ob die Gesetze moralisch, gesellschaftlich, politisch, ethisch richtig sind oder eventuell angepasst werden müssen.

Ich wünsche mir mehr Kontrolle, ob es sein darf, dass Unternehmen Arbeitsplätze subventioniert bekommen, um in absehbarer Zeit die Unternehmen zu verlagern und Menschen auf die Strasse zu setzen. Mehr Kontrolle, ob hierzulande erzielte Gewinne auch hier versteuert werden. Mehr Kontrolle, ob Unternehmen monopolistische Bestrebungen haben, ob Konzerne Preisabsprachen treffen. Mehr Kontrolle, ob Politiker nach Ausscheiden aus der Politik mindestens so lange nicht in Branchen arbeiten dürfen, mit denen sie politisch befasst waren. Mehr Kontrolle, ob Entscheidungen in der Justiz gesetzeskonform gefallen sind. Mehr Kontrolle, ob dem Bürger gegenüber mit einem reinen Gewissen gegenüber getreten werden kann.

Mehr Kontrolle, ob wir in unseren Breiten die Freiheit, die man uns nach 1945 schenkte, verteidigen. Mehr Kontrolle, mehr Kontrolle, mehr Kontrolle.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. An der richtigen Stelle.



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